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Rauschefahrt in die nördliche Ägäis

samothraki

 

Ayvalik

In der Setur Marina in Ayvalik sind nur sehr wenige Segelboote von Ausländern, jedoch viele türkische Boote, meist Motorboote mit großen Motoren. Die Marina kostet 30 YTL für unser kleines Schiff, genausviel wie in der Marina in Kos, doch die Infrastruktur in Kost ist deutlich besser. Das Personal in der Marina ist sehr freundlich, aber wir hatten nie das Glück einer warmen Dusche, auch die Waschmaschine funktioniert nicht, dies war auch im letzten Jahr schon so. In dieser Ecke gehen die Yachten lieber vis a vis in die kostenlose Marina von Mytilene der Hauptstadt von Levkos oder in die vielen Ankerbuchten der größten türkischen Insel  Alibay. Wieder entdecken wir in der Marina ein sehr schönes gepflegtes Stahlschiff auf Trockendeck, die SY Pole Pole, Schiffsdesigner war Van de Staad, die Eigner ein belgisches Ehepaar wollen um derzeit 40000 € verkaufen, sie hatten viel Freude mit ihrem Schiff, sie wurden älter und wollen jetzt nicht mehr segeln.

Das Ausklarieren in Ayvalik machen wir ohne Hilfe eines Vermittlers, wir bekommen von der Marina einen Plan wo der Hafenmeister, die Zollbehörde und die Polizei ihr Büro hat. Der Hafenmeister ist freundlich, studiert ganz genau die Schiffspapiere und stellt uns ein Formular aus mit dem wir zur Polizei und Zollbehörde ans andere Ende der Stadt marschieren müssen. Auch hier sind die Beamten sehr freundlich, sie sind beeindruckt von unserer Reisefreudigkeit, wie die vielen Stempeln in unseren Pässen  zeigen. Im Vorjahr hatten wir den gleichen Behördengang in Begleitung eines Vermittlers gemacht und dafür 40 Euro bezahlt.

Lesbos - Mithimna

Am nächsten Tag kommen wir erst um 10:30 Uhr von Ayvalik weg, wir segeln nach Nordwesten an die Nordküste der Insel Lesbos, von dort segeln wir weiter in den Norden nach Limnos. Erst ist die See spiegelglatt, in der silbernen Wasserfläche zeichnen sich die Konturen von Land und Wolken exakt ab, doch innerhalb sehr kurzer Zeit änderte sich die Wetterlage: die See ist dunkel mit Schaumkrönchen, Wind der Stärke 5 aus NW, -da wir nach NW wollen müssen wir aufkreuzen, der Wind wechselt auf NO. Der Wetterbericht hatte Wind aus Südost vorausgesagt. Wie alle Segler sind wir immer an der Wettervorhersage sehr interessiert, doch die Wirklichkeit ist meistens anders, so haben wir innerhalb von 7 Stunden sehr unterschiedliche Segelbedingungen, aus 20 NM wurden 30 NM. Im Hafen von Mithimna machen wir an der Kaimauer römisch-katholisch fest, der Anker hält sofort. Wir waren schon im Vorjahr in diesem idyllischen Hafen, der vollgefüllt mit bunten kleinen Fischerbooten ist. Viel Platz beanspruchen die großen Fischereiboote, sodass für Segelboote nur begrenzt Platz ist. Heute sind es 6 Yachten die hier an der Kaimauer sicher und ruhig liegen, mit dem kostenlosen Komfort von Wasser und Strom am Kai. Den Abend genießen wir mit einem erfrischenden Bad im Meer, danach legen wir uns auf die warme Kaimauer und schrubben uns mit Süßwasser gegenseitig ab. Die nächsten Akte unseres Festes der Sinne sind: ein gekühltes Glas Retsina bei Sonnenuntergang an der Pier, das Eintauchen unter Deck dem das wieder Auftauchen und Kochen folgt. In 20 Minuten steht ein köstliches Gericht auf dem Tisch, Wachauer Rinderfilet. Das Fleisch haben wir in der Türkei um 13 Euro/kg gekaufte und als ganzes Stück in eine Beize von grünem Pfeffer, Zitrone und Olivenöl gelegt. Wir braten das Rindsfilet 10 Minuten von allen Seiten an und bereiten mit Metaxa und Joghurt eine Soße, die wir mit dem Saft der in einer anderen Pfanne in Metaxa und rotem Pfeffer gedünsteten Marillen verfeinern. Diese Kombination von zartem Rinderfilet, Pfeffer und dem feinen fruchtigen Geschmack der Marillen ist eine sinnliche Gaumenfreude. In der Plicht unseres Bootes genießen wir das köstliche Mahl bei den Klängen des Doppelkonzertes von Bach. Kulisse bilden die beleuchteten Häuser der schönen Altstadt von Mithimna, die hell erleuchtete Genueserfestung krönt das abendliche Ambiente. Mit allen Sinnen reisen - dies wollen wir und machen wir.

Limnos - Mirina

Einen sinnlichen Genuss bietet auch der nächste Tag - 13 Stunden Wind auf der Haut. 63 NM sind es bis nach Limnos in den Hafen von Mirina - es ist durchgehend Windstärke 6-7 Beaufort, mit gerefften Segeln sind wir mit Rumpfgeschwindigkeit am Wind und bei halben Wind flott unterwegs - dies ist wahre Segelfreude. Auf dem Wasser sehen wir nur ein einziges Segelboot und einige Frachter auf der Schifffahrtsstraße zu den Dardanellen. In der großen Hafenbucht vor dem Badestrand von Mirina ankern schon sechs Segelboote, hier ist Platz, der Anker hält sicher, unser freundlicher Nachbar aus Kiel von der SY Hotspot leiht uns sein Beiboot, sodass wir bequem einen Landgang machen können. Wir kaufen den bekannt guten Wein und Ouzo aus Limnos, in einer netten Hafentaverne essen wir frittiertes Gemüse und Tsatsiki. Schwimmend besuchen wir einen Segelnachbar aus Chicago, der nette Plausch mit den Eignern die in Kemer überwintert haben und unseren Freund Fritz kennen, auch die Jazz CD von Fritz mit an Bord haben, wird durch einen plötzliche Sturmböen unterbrochen, wir schwimmen schnell zurück zu unserem Schiff. Diesen Abend gehen wir früh zu Bett, hören vorher noch unseren Freund Fritz am Klavier.

Samothraki

Um 2 Uhr früh weckt uns dann eine Mücke und wir beschließen aufzustehen, die ruhige See des Morgens zu nützen um weiter nach den Norden zu kommen zur griechischen nordöstlichsten Insel Samothraki. Die Wettervorhersage ist nicht günstig für uns, kräftiger Wind aus Nordost  - da wir nach NO wollen, nützen wir die ruhigeren Nachtstunden um weiter zu kommen. Wir tuckern entlang der Küste durch die Nacht, vereinzelte Lichter, ein Leuchtfeuer vor dem Kap, die hohe Dünung erinnert noch an die Stürme der letzten Tage, bald kommt Wind aus Nordwest auf - perfekt - mit halben Wind kommen wir schnell voran, die Twiga surft die hohen Wellen hinauf und hinunter, schlaftrunken schaukeln wir durch den Morgen entgegen, der Himmel färbt sich rot, vor uns ragt ein schwarzer Kegel auf dem Wasser - wir fragen uns:  „Kann dies Samothraki sein? Wir sind doch noch 30 NM entfernt."   Es ist der 1600 Meter Hohe Gebirgsstock von Samothraki der vor uns liegt, im Westen sehen wir die Konturen des 2000 Meter Hohen Gebirgszuges der Halbinsel Athos und im Osten die türkische Insel Gokceada. Plötzlich dreht der Wind auf Nordost und wir sind inmitten einer Kreuzsee. Die Wellen sind hoch, die kabbelige See ist unangenehm, um 12 Uhr laufen wir ziemlich durchgeschaukelt im großen Hafen von Kamariotissa ein und wir haben Glück, dass wir an der Pier längsseits gehen können, sodass das  Boot sicher liegt, während wir die Insel erkunden. Der Liegeplatz im Hafen ist zwar sicher aber sehr unruhig, die Schaukelei des Vormittags geht weiter und als wir an Land gehen schaukelt auch dieses. Der Autovermieter bietet uns ein Auto für 70 Euro/Tag an, diesen Traumpreis zahlen wir natürlich nicht, auch nicht 50 Euro die er uns dann auf der Straße noch anbietet, wir entscheiden uns für einen Motorroller, der kostet 35 Euro - auch teuer für dieses schwache Gefährt, bei dem ich bei größeren Steigungen immer wieder absteigen muss. Jetzt ist Hauptsaison, der Hafen voll mit jungen Leuten, laute Musik von überall, der erste Eindruck ist völlig anders als in den Beschreibungen der Insel. Als dann am Abend die letzte Fähre nach Alexandroupolis von der Insel abgelegt hat, das  Wochenende ist vorbei, es ist wieder ruhig. Erstaunlich ist für uns, wie viele Menschen hier Deutsch können, freie Zimmer auf Deutsch offeriert werden, viele Einwohner von Samothraki waren in Stuttgart und Umgebung als Gastarbeiter. Auch der Fahrer des kleinen Tankwagens der uns an der Pier mit Diesel versorgt spricht uns auf Deutsch an, er erzählt dass er seine Kindheit in Deutschland verbracht hat, das Leben in Griechenland gefällt ihm aber besser und er schwärmt von der Schönheit der Südwestküste der Insel. Wir können dies nur bestätigen, es ist eine schöne Fahrt im Gebirge hoch über dem Meer, die Schotterstraße endet beim Naturschutzgebiet an dem einmalig schönen Sandstrand Pachia Amos, leider verschmutzt sehr laute Musik die Idylle, sodass wir sofort flüchten. Weg vom Lärmpegel ist es wieder paradiesisch schön, alles liegt hier so nah zusammen, das weite Meer, die kleinen Badebuchten, die ursprünglichen Dörfer, Olivenhaine, das Saos Gebirge mit dem 1624 Meter hohen Fengari. Völlig anders präsentiert sich die Nordküste, die Straße verläuft direkt an der flachen Küste, sie ist breit und asphaltiert, es gibt hier einige Campingplätze und Kiesstrände. Interessant für uns ist, dass es im Hafen von Therma wesentlich angenehmer zu liegen ist als in Kamariotissa, so beschließen wir, nach unseren Landerkundigungen unseren Liegeplatz zu wechseln. An den Wochentagen ist es im Hafen von Therma auch ruhig, an den Wochenenden kommen jedoch viele Motorboote aus Alexandroupolis. Aufpassen muss man bei der Hafeneinfahrt, rote Bojen kennzeichnen aber den versandeten Teil.