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"Wenn wir etwas bewahren wollen, sorgen wir für Schönheit, nicht für Effizienz" (Davila)

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Schönheit, Kunst, Liebe, Hingabe, Sinnlichkeit

Schönheit in der Kunst kann nur entstehen und existieren durch Menschen, die das Schöne auch sehen und erleben können. In dieser Eigenschaft unterscheiden sich Künstler und Betrachter nicht, denn nur dem Betrachter erschließt sich die abgebildete Schönheit, der für diese empfänglich ist.

Die heutige Wahrnehmungskultur ist weitgehend auf das „Anstoß nehmen" fixiert, dieses verschließt aber den Zugang zur Schönheit, weil für diese die Akzeptanz, das „sich darauf einlassen", eben die Hingabe erforderlich ist. Schönheit zu erleben hat viel mit lieben zu tun: vorbehaltlose Hingabe, und in der eigenen seelischen Wehrlosigkeit, die durch eben diese Hingabe entsteht, die Wirkung des Schönen als Bereicherung zu erleben. Hier liegt eine wesentliche Quelle für seelische Erholung, ähnlich der hingabevollen Erotik die Menschen über die eigentliche Situation hinaus beglückt und erfreut.

Nur leben wir in einer Gesellschaft in der der misantrophische  „Wenn und Aber" Einwand das Denken dominiert. Die einseitige Grundhaltung, dass ausschließlich die von außen kommende analytische  kritische Distanz, sowie die Zeichnung und Überzeichnung des Störenden oder moralisch Bösen Ausdruck von Geistesstärke sowie sittlicher und künstlerischer Kompetenz sei, entspricht der kollektiven Schwäche und der Angst einer Gesellschaft, die sich nicht traut  auch Enthusiasmus, Begeisterung und Hingabe zu leben. Diese Angst ist auf unserem historischen Hintergrund, dessen Manipulateure diese Eigenschaften auf breiter Basis missbraucht haben durchaus nachvollziehbar. 

Das Schöne hat auch heute durchaus seinen Platz; in der Öffentlichkeit jedoch fast nur in Design und Werbung, womit das Schöne begrifflich und emotional an einen Gegenstand, und noch weiter verengt, an ein Konsumgut gekoppelt wird und so der lustvollen Hingabe, die grundsätzlich keine Grenzen kennt, entzogen wird.

 Das Schöne wird zu einem fast beliebigen Attribut, das Schöne wird nicht mehr primär erlebbar oder durch Leben gestaltbar, sondern ist der Käuflichkeit als zentrale Eigenschaft ausgeliefert worden. Das Schöne wird so auf die dingliche Ästhetik des Anblickes reduziert, es wird blutleer.

 Selbst die Schönheit der Natur wird in der Malerei fast nicht mehr wahrgenommen, so als habe die Photographie durch ihre Genauigkeit den Künstlern die Fähigkeit genommen sich mit ihr lustvoll und hingebend auseinander zu setzen.

Sinnlichkeit ist die ursprüngliche Schnittstelle zur Umgebung, zum Wahrnehmen, zum Lernen. Diese Sinnlichkeit ist jedoch selektiv: sie bevorzugt das Angenehme, das Schöne. Das mehr kulturgeschichtlich geprägte Lernen des älteren Menschen stellt meist den Versuch dar, Gehörtes und Gesehenes sogleich den eigenen einengend- wertenden Denkschemata zu unterwerfen. Tasten, Riechen, Schmecken, Emotionalitäten werden als Lernkategorien vernachlässigt.

Sinnlich zu leben bedeutet sich den Schönheiten zu öffnen, sie anzunehmen, sie zu gestalten. Dies erfordert Fokussierung, Zeit  und Hingabe.

Liebe, Sinnlichkeit, Schönheit direkt in Hingabe erleben zu können macht sehr viel kompensatorischen Konsum nicht nur entbehrlich, sondern lässt ihn störend und lächerlich erscheinen. Wir bereichern uns durch das direkte Lernen am Quell der Erfahrung.

Wo jedoch die Hingabefähigkeit verloren geht, verflüchtigt sich auch die Fähigkeit zu vertrauen und zu lieben. Auch dieses ist eine der Quellen für eine bindungsarme Misstrauensgesellschaft. Die daraus resultierenden emotionalen Defizite werden natürlich gespürt und der Drang sie zu kompensieren wird zu einem mächtigen Wirtschafts- und Konsumfaktor.

Liebe, Sinnlichkeit, Schönheit direkt in Hingabe erleben zu können macht sehr viel kompensatorischen Konsum nicht nur entbehrlich, sondern lässt ihn störend und lächerlich erscheinen.

Die seelische Kraft, die so gewonnen wird, eröffnet Freiräume im Denken und Handeln, und die Zeit, die wir nicht mehr damit verbringen müssen Geld für den überflüssigen Konsum zu verdienen gibt uns weitere Freiräume für die Lebensgestaltung.

Ergo:

Liebe, Sinnlichkeit und Schönheit direkt in Hingabe erleben zu können ist eine wesentliche Voraussetzung um die menschenmöglichen Freiheiten auskosten zu können.

Die heutige Kunst muss also, wenn sie öffentlich emanzipatorisch wirken möchte, auch schön sein. Schönheit  gehört zu einer umfassenden lebendigen Auseinandersetzung mit den Vielfältigkeiten unseres Lebens genau so wie das Benennen und Darstellen des Schlimmen, Bedrückenden und Grausamen. Denn diese letzteren sind nur dann bei emotionaler Gesundheit betrachtbar und der Reflektion zugänglich, wenn wir aus dem Erleben des Schönen die erforderliche Kraft, Phantasie und Lebensfreude schöpfen können.

 

Wenn Sie in Wien leben, dann kennen Sie die Plakate der Reihe: "Zeit für Zitate"

Dort stand lezu lesen: "Wenn wir  etwas bewahren wollen, sorgen wir für Schönheit,nicht für Effizienz"

 

Wir selber als schöne Kunst:

Wir umgeben uns, soweit es die Kunst und Musik angeht, gerne mit „schönen Künsten", diese tun uns gut, lassen uns lächelnd genießen. Wir selber sind unsere eigene engste Umgebung und auch Teil des Umfeldes anderer Menschen, glauben jedoch so sein zu dürfen, wie es die häufig misantrophische Laune des Augenblickes mit sich bringt, oder haben die ernste und recht überhebliche Attitüde dessen, der das Leid der Welt auf den Schultern trägt.

tl_files/twiga_inhalt/bilder/hermes und peter. komprimiert jpg.jpgOder wir sind Menschen, die Nonchalance mit Ungepflegtheit verwechseln, deren Fokussierungen den grauen und monotonen Widrigkeiten gelten, statt sich selber und das Umfeld durch den klingenden und bunt duftenden  Umgang mit den Möglichkeiten, Lösungen und Wegen zu beglücken. Und so, wie ein Lächeln häufig bei dem Gegenüber eben dieses als Antwort hervorruft, hat die Schönheit des Verhaltens, wie auch des äußeren Bildes  einen schöpferischen Wert sowohl für sich als auch im Umfeld, sie ist sowohl selbstverstärkend als auch befruchtend.

Die Schönheit der Gedanken, des Verhaltens, der Bewegung, des Körpers ist zentraler Teil einer glücksorientierten Perspektive. Unter diesem Gesichtspunkt müssen wir uns selber kritisch betrachten und - sicherlich  - in einigen Anteilen auch verändern, wenn wir unsere Zukunft gestaltend in die Hand nehmen wollen.

Schönheit darzustellen, selber zu leben  und zu erleben ist ein zentraler Bestandteil von persönlichem Glückserleben.

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