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Schutz für Mönchsrobben und Mönche

athos

 

Vorbei an Athos, hin zu den Sporaden

Endlich! Im zweiten Anlauf umsegeln wir den heiligen Berg Athos, die Hälfte der Zeit müssen wir unter Maschine laufen, die dankenswerter Weise keine Mucken macht. Nach dem Sonnenaufgang kommt der Wind platt von hinten, nur fürs Parasail etwas zu viel, also baumen wir die Genua aus und laufen flott als Schmetterling vor Wind und Welle. Der kegelige 2033 Meter hohe Berg Athos nimmt die Südspitze der Mönchshalbinsel ein und zeigt von Osten wie von Westen her ein ähnliches Profil. Da die Mönche weder Frauen noch bartlose Männer, geschweige denn Nackerte dulden müssen wir Abstand halten, was auch besser ist, denn das Kap ist berüchtigt für seine Stürme und Fallwinde. Wir erleben das Kap Athos freundlich, vielleicht weil wir eine Frau und ein nackter Mann sind, denn warum sollte ein Gott daran Gefallen haben, dass seine Geschöpfe sich ausgerechnet vor ihm vermummen? Worin sollen da der Sinn und die Ehrung liegen? Mönche und Pilger suchen den Weg zu Gott, die Erfüllung der Sehnsucht der Menschen frei und glücklich zu leben - so haben wir gelesen. Interessiert beobachten wir die geheimnisvolle Mönchsrepublik die 1913 nach dem Balkankrieg ein Teil Griechenlands geworden ist und Autonomiestatus erhielt, doch auch mit dem Fernglas können wir keine Menschen erblicken. Wir sehen große Klöster, Dörfer und einzeln stehende Villen, viele sind neu gebaut oder neu renoviert, neue Straßentrassen wurden in den Berg gefräst - den Herren auf Athos geht es gut. Schlichte Einsiedeleien können wir nicht erkennen, nur die villenartigen Bungalows an besonders schönen Plätzen, manche Skiten, so nennt man diese Wohngebäude in denen mehrere Mönche in Wohngemeinschaft leben, haben einen Bootsanlegesteg. Ein Leben in wunderschöner Natur, wirtschaftliche Sicherheit, Komfort, Freunde, Gleichgesinnte - Männer die ein Leben mit Männern dem Leben mit einer Frau vorziehen, finden hier die Basis für ein freies und glückliches Leben. Weiter nach Norden hin wird die Halbinsel Akti flacher, sie verliert sich im Dunst. Hinüber bis zur Halbinsel Sinthonia, dem mittleren Finger von Chalkidike sind es noch knapp 20 NM, die wir motorsegelnd zurücklegen sodass wir noch vor der Dunkelheit den Ankerplatz im Ormos Sykias erreichen. Es war ein langer Törn - 16 Stunden - 70 NM. Morgens um 06:00 geht die Sonne hinter Athos auf, ein wahrhaft imposanter Anblick, dass auf diesem Berg seit Urzeiten Götter ihren Sitz haben, leuchtet dem ehrfürchtigen Sterblichen spontan ein.

Insel Pelagonisi in den nördlichen Sporaden

Der Wind dreht, heftiger Schwell kommt in die Bucht, und wir verlassen wie alle anderen Segler hier schnell diesen plötzlich sehr ungemütlichen Ankerplatz. Eigentlich wollen wir nach Norden und mehr von Chalkidike sehen, aber jetzt gegen Wind und Welle gegenan zu knüppeln macht uns keine Freude, also wählen wir unser Ziel wie Poseidon es will und segeln nach Süden. 42 NM sind es bis zur sehr geschützten Ankerbucht Planitis im Norden der Insel Pelagonisi in den nördlichen Sporaden. Es weht tüchtig, doch achterlich und so macht das Segeln richtig Freude. Der Wind ist warm, wir segeln trocken, die Wellen schieben uns voran, für die Arbeiten auf dem Vorschiff muss ich mich doch anseilen, denn wer bei Sturm über Bord geht wird möglicherweise nicht schnell genug wieder gefunden. In der nur 28 Meter engen Einfahrt zur Bucht Planitis begrüßt uns eine vergnügt aus dem Wasser schauende Mönchsrobbe. Nach 9 Stunden segeln finden wir im hinteren Abschnitt auf 3 Meter Wassertiefe und Sandgrund einen bestens geschützten Platz. Nur wenige Boote sind heute vor Anker, letztes Jahr war hier mehr los. Die Insel ist unbewohnt, an den Hängen können wir keine Terrassierungen, Zeichen einer Bebauung sehen. Für uns ist dies verwunderlich, denn die Insel hat Wasserquellen und außer diesem hervorragenden nördlichen Naturhafen auch noch einen ähnlich gut geschützten an der Südwestseite - Agios Petros. Die Insel wird auch Kyra Panagia genannt, dies ist auch der Name des Klosters an der Ostküste der Insel. Wir forschen weiter und erfahren, dass seit über 1000 Jahren diese Insel im Eigentum vom Kloster Megisti Lavra, dem größten und ältesten Kloster auf dem Berg Athos ist. Bei der Klostergründung wurden die Unabhängigkeit von kirchlichen Autoritäten, die wirtschaftliche und kulinarische Autarkie vertraglich festgelegt. Der Gründer von Lavra, der orthodoxe Mönch Athanasios hatte im Jahre 963 die Insel zur Sicherung der Versorgung der Mönche erworben und dann an Ziegenhirten verpachtet. Auch wenn weibliche Ziegen auf dem Berg Athos nicht erlaubt sind, auf frischen Ziegenkäse und zartes Ziegenfleisch müssen die Mönche nicht verzichten.

Wir beschließen hier einen Ankertag einzulegen und zu wandern. Die Insel ist übersät mit Ziegenpfaden auf einigen sind jedoch auch kleine Hufspuren zu erkennen, wie von Eseln oder Maultieren In Mitten der Insel liegt ein völlig ebenes Hochplateau, circa einen Quadratkilometer groß mit rissiger ausgetrockneter Erde und spärlichem Gras und einem intakten Zaun, der dieses Tal in zwei Hälften teilt, wobei in regelmäßigen Abständen hölzerne Rampen das Besteigen von der Westseite her ermöglichen, dann muss man jedoch auf der Ostseite hinunterklettern oder springen; so wird dafür gesorgt, dass die Ziegen alleine von West nach Ost, aber nicht den umgekehrten Weg beschreiten können. Ansonsten keine weitere Spur menschlicher Tätigkeit. Ziegenpfade führen uns zu einer kleinen einsamen Bucht mit einer Höhle am Ufer, zu klein um zu ankern, jedoch sehr idyllisch zum Verweilen. Der Pfad führt weiter zur südwestlich gelegenen gut geschützten Ankerbucht zu Agios Petros, hier sind deutlich mehr Segelyachten vor Anker als in der Nordbucht. Liegt es daran, dass es westlich der Bucht ein mit Amphoren beladenes antikes Schiff aus dem Jahre 500 v. Chr. entdeckt wurde und Taucher ihr Glück suchen? Es fällt uns auch auf, dass die Größe der Yachten zugenommen hat, man sieht kaum noch Boote unter 10 Metern, die doch noch vor einigen Jahren das Gros der Flotten ausgemacht haben. Den Weg zum Kloster finden wir auf dieser Wanderung nicht, wir sind zu weit nach Südwesten gelaufen. Am nächsten Tag segeln wir am Kloster vorbei und sehen, dass dieses renoviert wird, das Dach wird neu gedeckt, Photovoltaikfelder werden montiert. Eine Schiene führt am Ufer ins Wasser zur Aufnahme der Baulasten aus Booten. Eine Karawane von Maultieren bringt die Baustoffe den Berg hoch. Was soll hier auf der Ziegeninsel entstehen? Ein Seminar- und Tagungszentrum? Diese von der Natur reichhaltig mit unterschiedlichen Landschaften, Wäldern, Buschwerk, Grasland, Bergen, Schluchten und schiffbaren Buchten ausgestattete Insel, liegt im Meeres Naturschutzpark Alonissos, so wird sie auch den kommenden Generationen von Mönchsrobben und Menschen erhalten bleiben. In „unserer" Ankerbucht kommen wir an einem Marterl wieder an das Ufer, inzwischen ist ein Katamaran eingelaufen, der zur Nacht wieder ausläuft. So haben wir die ganze Bucht für uns alleine - welch ein Luxus!

Insel Skantzoura

Am nächsten Tag, dem 24.7. 2009 laufen wir, geschoben von einer Strömung und dem Parasail fast genau nach Süden zur Insel Skantzoura, eine ebenfalls eine unbewohnt grüne Insel mit verfallendem Kloster. Delphine begleiten uns wieder, Wärme auf der Haut, frischer Wind und Sonne. Im Ormos Paurassa im Südwesten der Insel liegen wir vor Buganker und Hecklandfeste sicher, jedoch nicht alleine, dieser Platz ist bei den Fischern offensichtlich beliebt, 4 Boote liegen dort, eine Motoryacht und eine weiter große Segelyacht kommt am Abend noch dazu. Das Ufer wird gesäumt von großen fein geäderten Marmorfelsbrocken, die bis dicht an das Ufer eine Wassertiefe von zwei Metern zulassen. Eine Gruppe Steinmetze könnte hier in kurzer Zeit einen marmornen Hafen bauen! Das Wasser ist glasklar, wir schwimmen wie in einem Aquarium, bunte Fische, Seegurken und Seegras bieten Unterwasserkino. Die Wanderung an Land geben wir nach einer Stunde wegen der immer unwegsameren Ziegenpfaden durch die dornenreiche Macchia auf, von einem Pfad ist keine Spur zu finden, hier müsste man sich mit einer Machete hindurcharbeiten. Vom höchsten Punkt unserer kleinen Wanderung ergeben sich noch sehr schöne Ausblicke über die abendliche See. Morgen soll es nach Skyros gehen, wo wir etwas verweilen wollen, für eine Inselrundfahrt und gemütlich, betriebsame Hafentage, wir müssen schreiben, E-Mail checken, Wäsche waschen, einkaufen, Diesel und Wasser bunkern. Nach Skyros sind es nur 25 NM, so lassen wir uns Zeit und verlassen diesen gastlichen Ankerort erst nach dem Schwimmen und Kaffeetrinken.