dangriga

 

Nach Belize zur karibischen Küste nach Dangriga

Donnerstag, den 26.02.2009 bis Sonntag, den 01.03.2009

Am Morgen klappt das Abholen vom Hotel gut; die Fahrt zur Grenze erfolgt in  einem Kleinbus, wir sind die einzigen Passagiere bis zur Hauptstraße zwischen Flores und der Grenze. Dort steigen wir in einen anderen Kleinbus um, schon voll gepackt mit anderen Reisenden, darunter auch die kanadische  Familie. Sie wollen nach San Ignacio, dort soll es die spektakulärste Höhle Mittelamerikas geben und eine Weile überlegen wir auch dorthin zufahren, aber dann reizt uns das Kriechen unter der Erde doch nicht so sehr, als dass wir dafür zwei Tage Aufenthalt einlegen wollten.

An der Grenze , wie auf der Einreise, freundliche Grenzbeamte, die Gebühr zum Verlassen des Landes ist mal 10, mal 20 Quetzal, je nach Gesichtsausdruck, wir haben wohl was falsch gemacht, weil wir mit dem oberen Tarif bedacht werden, während ein schwules kanadisches Rentnerpaar, zwei baumlangen Kerle, deren Outfit die vergangenen 40 Jahre vergessen lässt, den kleinen Preis zahlen muss. Das Gepäck muss jeder für sich über die Grenze tragen. Nach der Grenze in Belize entsteht eine Pause, der Bus taucht nicht wieder auf, stattdessen kommt nach einer Weile ein  Fahrer an und teilt uns mit er werde uns weiter fahren, sein Bus stünde 200 Meter weiter. Wir steigen ein und dann entsteht ein heftiger Disput zwischen ihm und zwei Kanadiern, die stellvertretend für den Rest der Passagiere den Kampf bestreiten , denn der Fahrer will auf einmal wieder für die Tickets kassieren, obwohl wir alle in Guatemala schon bezahlt hatten. Nur hatte der Fahrer des Busses  zuvor alle Tickets eingesammelt, so dass  wir jetzt ohne Beleg sind. Mit heftigem Hin und Her in der Gegenwart eines Polizisten wird dann die Angelegenheit beigelegt, es sei doch nur ein Missverständnis, alle sind doch freundliche Menschen und der zu vorige Fahrer  ist derjenige, von dem sich unser jetzige Fahrer die anteilige Knete holen muss...

An der Kreuzung nach Belmopan bleibt der Bus stehen, aber nicht so sehr weil wir beide hier aussteigen wollten sondern weil der Dieseltank ein Leck hat. An sich hätte uns der Fahrer bis zum Busbahnhof der kleinen und jungen Hauptstadt bringen sollen, aber der ist sauer, liegt unter dem Auto und versucht mit einer blauen Knetmasse das Leck zu dichten. Also tschüs zu unseren Reisebekanntschaften Rucksäcke schultern und tippeln, Daumen raus, ein heftiger Regen kommt auf, ein Pick-Up hält, ich packe meinen kleinen Rucksack mit dem Laptop vorsichtig auf die Ladefläche, steige  über die Seite ein und Helga rollt sich samt Rucksack mit einer gekonnten Räuberflanke hinten über die  hohe Ladeklappe. Im Windschatten des Fahrerhauses fegt der Regen über uns weg und nach ca 4 Km setzt uns der freundliche Fahrer direkt vom dem Bus Terminal ab. Während Helga sich schlau macht wann der nächste Bus zur Küste nach Dangriga abgeht laufe ich zur Bank, wir brauchen Geld und Automaten sind in diesem Land noch relativ dünn gesät, meist auch nur für Kreditkarten und nicht für die normalen europäischen Maestro-Kontokarten. 500 Belize $ bekomme ich, das sind in etwa 170€. Der nächste Bus geht in einer halben Stunde, eine schneller Anschluss. In der Wartehalle lebhaftes Kommen und gehen, an der Stirnseite sitzen etwas erhöht hinter einem langen Tresen 5 Frauen, die an ihren Abschnitten  Sandwiches, Tortillas, Getränke und Obst verkaufen. Ein von Ihnen strahlt über das ganze Gesicht vor ihr sitzen auf den Wartebänken Kinder und sie singt immer wieder mit geübter Stimme in einem schönen Sopran einige Takte mit denen sie zum Entzücken der Kinder und der stilleren Freude der Erwachsenen ihrer Produkte anpreist. Schön für uns, denn wir sind hungrig, weil ohne Frühstück morgens früh aufgebrochen sind.

 Der Bus kommt, ein   betagtes und „erfahrenes" Modell, die Sitze sind durchgesessen, es ist eng, der Fahrer reizt in den Kurven die Haftfähigkeit der Reifen und der Federung des Gefährtes bis an die Grenzen aus. Was aber keinen der Passagiere  beunruhigt, und Buswracks sehen wir auf der 160 Km  Strecke  nach Dangriga auch nicht. Es geht durch hügeliges und bergiges Land, die höheren Gipfel liegen im Süden. Die Orte sind recht ordentlich, der relative Wohlstand den der mennonitisch Fleiß auf dem Acker  wachsen lässt tut  dem Land anscheinend gut. Auf dem Hummingbird Highway  erreichen wir nach zwei Stunden Dangriga. Von der Busstation in den Ort sind es nur wenige hundert Meter.

 In Ruthie's Cabanas bekommen wir ein Zimmer im ersten Stock mit Blick in und über den Ort sowie das Wasser von zwei kleinen Balkonen aus, einem durchgelegenem Bett, das die Haut jede Sprungfeder deutlich spüren lässt. Fließend kalt Wasser und das Waschbecken kann man zwar benutzen, doch die Aufhängung ist so wackelig, dass man wir es nur mit großer Vorsicht berühren. Ruthie ist eine ca. 45 jährige agile Großmutter, die die Cabanas seit 8 Jahren betreibt, sie erzählt, dass das Geschäft noch nie so flau war wie in diesem Jahr, die Wirtschaftskrise macht eben auch vor den Individualreisenden nicht halt. Ob dies allerdings alleine für ihren Rückgang verantwortlich ist bezweifel ich; die Anlage ist herunter gekommen, - wie allerdings viele Gebäude im Ort - der Preis ist etwas gestiegen gegenüber den Reiseführer Informationen, aber der hinfällig morbide Charme des Ortes lässt und dennoch hier verweilen.

Es ist früher Abend und wir beschließen auch morgen hier zu bleiben uns zu orientieren und erst dann auf die Cayes zu fahren. Ein abendlicher Rundgang im Ort endet mit einem leckeren Fischessen im Riverside Cafe, das auch im Lonley Planet lobend erwähnt wird. Der Fluss, der hier ins Meer mündet bildet auch den Hafen für die Fischer und Ausflugsboote. Allerdings ist die Mündung sehr seicht durch wandernde Sandbänke; die älteren sind meist mit gestrandeten Baumstrünken gekrönt, jüngere sind schwer auszumachen, weil das allgemein flache Wasser schon durch relativ kleine Wellen trüb wird. An den zwei Stegen liegen 5 flache offene  ca 6 Meter lange GFK-Boote mit Außenbordern, Yamaha fährt man hier, sowie einige Kähnen aus Holz die allerdings nicht mehr betriebsbereit erscheinen. Im Ort flache bis einstöckige Häuser, vielen fehlt Pflege und Farbe, die Hälfte ist aus Holz in Pfahlbauweise ausgeführt, bei dem flachen und z.T. sumpfigen Boden ein Muss wenn in Holz gebaut wird. Nur wenige Häuser demonstrieren Wohlstand. Die größeren Einzelhandelsgeschäfte  haben meist asiatische Inhabernamen, die kleinen Buden fürs Allerlei, Imbisse und die Ausflugs und Fischerboote werden von ursprünglich Hiesigen betrieben. Die hier ansässige negroide Bevölkerung stammt von Sklaven ab, deren Transportschiff im 17. Jh. auf der Reise von Afrika in die Karibik strandetet. Sie konnten sich teilweise retten und bildeten, da sie nicht wieder eingefangen wurden im Laufe der Zeit durch die Mischung mit anderen Eingeborenen der Karibik eine eigene Ethnie, die Garifuna. Ursprünglich auf der Insel St. Vincent gelandet, wurden sie nach langem Widerstand gegen die Engländer besiegt und nach Honduras deportiert. Von dort aus erreichte ein kleines Kontingent von 200 Garifuna in Einbäumen Anfang des 19.Jh. die hiesige Gegend. Im südlichen Belize stellen sie heute im Küstenbereich den größten Bevölkerungsanteil, in ganz Belize machen sie mit 16.000 Menschen 6% der Gesamtbevölkerung aus.    Die Engländer müssen während der Kolonialzeit in dieser Gegend genetisch entweder faul gewesen sein oder sich sehr an die eigene Gattung gehalten haben; jedenfalls fallen deren Physiognomien hier nicht ins Auge.

Die Leute sind allesamt sehr sauber und modisch gekleidet, was im scheinbaren Gegensatz zu dem teilweise traurigen Bauzustand steht. In den Geschäften werden Plastikspielzeuge, Gehlernwagen für Kleinstkinder, eingetütete Chips und anderes fast-food verkauft. Einheimische Produkte spielen eine untergeordnete Rolle. Und fast jeder Jugendliche und Erwachsene spielt ständig mit dem Handy, quasselt den lieben langen Tag, was die sich bloß alles zu erzählen haben? Auch in den ärmlichsten Hütten quaken ganztägig Soap-Operas aus dem Fernseher, allerdings in der Lautstärke etwas zahmer als in Mexiko. Auch in der Stadt stehen überall Kokospalmen, reife Früchte hängen in reichlichen Bündeln unter den Wedeln, aber auch diese werden, ähnlich den Orangen nicht oder nur wenig genutzt, sie fallen runter, vergammeln, die eigenen Ressourcen werden wenig geachtet.

Der nächste Tag ist relativ faul, etwas schreiben, ein Strandspaziergang, der aber nur eine müllige Küste mit feucht sumpfigem Hinterland zeigt. Am Hafen tun wir uns um und werden mit einem „Catain" Clifford, einig. Den nächsten Tag chartern wir ihn und sein Boot für einen Tag  für ca 100 Euro um eine Rundfahrt durch die Cayes zu machen. Am Hafen ist auch der Markt, die Stände sind zum Schutz gegen Regen und Sonne mit schwarzen Plastikplanen überdacht, darunter herrscht emsiges Leben, insbesondere Textilien werden hier zu Spottpreisen angeboten, ein T-Shirt kostet umgerechnet 70 Cent. Helga findet ein Top, und etwas feschere Badeklamotten als mitgebracht, ich ein T-Shirt und für die 7 Teile löhnen wir nur 8 Belize$. Auf dem Gemüsemarkt decken wir uns noch mit Obst für die morgige Tour ein, Ananas, Bananen, Papaya usw.