Wasserspiele : der Watermaker im Verborgenem

AQUAGIV an Bord der „Twiga“

Vom Oktoberfest zur Jungfernreise der Twiga über den Südatlantik

Wasser zur Hochzeit.

Erwerb, Transport, Montage und Gebrauch eines Hochzeitsgeschenkes

Welcher Fahrtensegler möchte ihn nicht, den Watermaker! Auf langen Ozeanpassagen nicht mit Frischwasser geizen zu müssen, das Boot nicht mit riesigen Tanks zu überladen, eine erfrischende Dusch mitten auf dem Südatlantik, das Geschirr abspülen als sei man an Land…

Etwas klamm im Budget haben wir uns auf der Bootsmesse in Düsseldorf umgetan und unter den vielen Angeboten blieben wir  bei der Firma Aquagiv hängen. Das Preis/Leistungsverhältnis erschien stimmig, die Technik besteht aus ausgereiften Industriekomponenten und der uns interessierende kleine Watermaker mit 30 Litern /Stunde Produktionskapazität ist technisch einfach gebaut, keine Steuerelektronik und  ein halbwegs geschickter Laie kann das System selber montieren sowie warten - recht wichtig, denn mitten auf dem Atlantik sind die Fachwerkstätten  eher selten dienstbereit!  Drei Monate vor unserer Abreise nach Brasilien haben wir geheiratet; unsere Gäste fanden den Wunsch nach Wasser originell und sie haben uns zur Hochzeit Wasser in Form eines Beitrages zum Erwerb des Watermakers geschenkt.

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Gekauft haben wir südlich von München bei der Firma Aquagiv. Der erste persönliche  Kontakt mit der Firma ergab sich im Oktober, bestes Wetter und auf der Wies`n wurde gefeiert. Ernsthafter war schon, dass der Einbauort   in Südafrika lag; In der Werkstatt von Aquagiv  hat uns Max Reger, einer der Firmeninhaber den Zusammenbau demonstriert. Beim Probelauf auf der Werkbank,   richtig mit Kabeln und Schläuchen verbunden - produzierte das mit Salzwasser gefütterte System Frischwasser in der versprochenen Menge und in  guter Trinkqualität.

Rohrbombe, Säbel und der Zoll

Alle acht Haupt-Komponenten samt der Schläuche, Kabel, Ersatzfilter und Kleinteile ergaben dann drei sperrige Kartons Gepäck. Der Transport, bzw. der Versand ins Ausland ist recht umständlich wegen der Zollformalitäten im Empfängerland, als Reisegepäck geht es einfacher, doch in München mussten wir dann fürs Übergepäck zahlen. Nach der Durchleuchtung waren die Sicherheitsleutchen etwas nervös, sie wussten nicht so genau ob wir nicht eine Rohrbombe transportierten; außerdem hatten wir zur Hochzeit auch noch einen Reitersäbel aus dem 18. Jh. zur Abwehr von Piraten bekommen, den wir im Paket mit dem Aquagiv-Watermaker verstauten. Solche langen Säbel sollen ja ganz famos, über die Bordwand geschwungen, Schlauchboote, Hände und Köpfe beutelüsterner Piraten durchtrennen, hat man uns versichert!

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In Kapstadt ließen sie uns beim Zoll auch nicht einfach passieren, sondern es wurde ein Wegelagerer-Obolus von 15% fällig, den man sich –theoretisch- später wieder zurück holen kann, sofern man Zeit und Lust hat einen unkalkulierbaren Anteil eigener Lebenszeit der Bürokratie zu opfern. Nun, wir sind schon ein wenig ältlich und die Illusion unendlicher Lebenszeit hat sich irgendwann verflüchtigt…

Auf der Suche

nach dem rechten Einbauort. Da haben wir nun einen  11 Meter Katamaran, suhlen uns in dem riesigen Platzangebot – zuvor lebten wir auf einem 8 Meter Mono- und dennoch fiel es schwer den rechten Ort zu finden. Die Anforderungen: kurze Wege für Kabel und Schläuche, die Niederdruckpumpe muss unter der Wasserlinie installiert werden, wo liegen vorhandene Wassereinlässe, die nutzbar sind, oder muss ein neues Loch in den Rumpf gebohrt werden, welch grausiger Gedanke!  Das Manometer der Hochdruckeinheit muss ablesbar sein, die drei Filter zugänglich für Filterwechsel und Wartung, trocken muss der Platz sein, unter der Schlafkoje besser auch nicht, denn obwohl das Gerät recht leise ist, direkt am Ohr beim Schlafen ist dessen Melodie doch kein Schlummerlied.

Und gefunden

Wir fanden den Raum unter und neben der Sitzbadewanne

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(Luxus, so ein Teil! und es schreit förmlich nach Wasser!) im Bad. Dazu mussten wir die Wand vom Durchgang aus  auftrennen, eine Wartungstür einbauen und dahinter fanden alle Teile ihren Platz, so dass die Manometer und das Kontrollpaneel vom Bad aus ablesbar und bedienbar sind. Die Montage selber  war, wie alles an Bord, Fummelkram, die Übergänge zu den vorhandenen Bordeinlässen und Auslässen passten –natürlich- nicht zu den mitgebrachten AQUAGIV- Teilen, aus dem Sortiment des örtlichen Sanitärhandels ließen sich aber Adapter herstellen.

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Nur gut, dass die Verbindungen zwischen den einzelnen AQUAGIV-Komponenten genormt und mit den passenden Anschlüssen vorgefertigt sind, dieser Teil der Arbeit war der leichteste. Als Wassereinlass benutzen wir jetzt den Toiletteneinlass, über Ventile wird das Seewasser entweder auf die Toilette oder den Watermaker gelenkt, das Abwasser geht über ein T-Stück ganz unproblematisch durch den Waschbeckenablauf nach draußen. Es funktioniert, der Arbeitsdruckruck ist ok.

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..und in Praxi

Der Wassereinlass ist etwas problematisch, da er nur 20 cm unter der Wasserlinie liegt. Und natürlich kann man die Toilettenspülung nicht benutzen während der AQUAGIV-Watermaker Frischwasser spendet. Beim Betrieb zeigte es sich, dass bei Welle und schnellerer Fahrt immer wieder Luft angesogen wird, was dann zur Minderung der Leistung durch Kavitation führt; da die Katamarane jedoch alle recht flache Rümpfe haben, müssen wir mit dieser Einschränkung wohl leben. Wer die Wahl hat sollte der Empfehlung den Einlass recht tief zu setzen auf jeden Fall folgen.

Bei ruhigem Wasser produziert der Watermaker auch so seine 30 Liter pro Stunde, bei Welle und fixem Ritt sind es dann eben nur 25 Liter.

In Südafrika hatten wir das Schiff fast ein Jahr in der Lagune von Langebaan liegen und arbeiteten am Refit. Im Hafen und auch in der Lagune  ist das Wasser –höflich ausgedrückt- üppig mit organischen Nährstoffen angereichert, so dass wir nur bei  den seltenen  Ausflügen Richtung Atlantik den Watermaker testen konnten. Dort funktionierte er tadellos, doch erst nach dem Dauertest bei unserer Atlantikpassage nach Brasilien wollten wir darüber berichten.

Eine Rückspülung, ein leerer Tank, Aqua dest. und Mineralwasser

Nach einer Ausfahrt erfolgte dann die empfohlene Rückspülung. Nur haben wir vergessen auf die Uhr zu schauen und  unsere 100 Liter Frischwasser- ein halber Tank voll- waren innerhalb von 30 Minuten durch die Anlage ins Meer gerauscht und hatte uns im Kanister, der den Testflüssigkeitsschlauch aufnahm 15 Liter doppelt gereinigtes Wasser hinterlassen. Nun ja, in der Marina gibt es Süßwasser am Steg, Tank wieder auffüllen und zur Pflege des Systems ließen wir jede Woche das Stegwasser eine viertel Stunde durchlaufen und bunkerten das gefilterte Wasser als, wie wir meinten, besonders gutes Trinkwasser für die Passage. Eine schlechte Entscheidung, wie wir herausfanden: denn unterwegs wurden wir immer müder, Kopfschmerzen stellten sich ein. Schließlich testeten wir auch das Wasser und stellten zu unserer Verblüffung fest, dass es mit nur 5 ppm Mineralgehalt im Bereich von Aqua dest liegt, reichlich ungesund! Also: Wenn normales Trinkwasser durch die Anlage geschickt wird gibt es Aqua dest, manchmal auch nützlich, nur eben nicht zum Trinken. Mit dem klaren sauberen Atlantikwasser gefüttert liefert die Anlage schmackhaftes Wasser in Mineralwasserqualität mit bis zu 300ppm max.

Bezüglich der Rückspülung im Alltagsgebrauch müssen wir berücksichtigen, dass bei den empfohlenen 2 Minuten schon ca. 7 Liter Frischwasser verbraucht werden. Wer also seine Anlage nur eine Stunde am Tag laufen lässt und dann nachspült, hat nur eine Ausbeute von 18 bis 23 Litern!  Also entweder einige Stunden laufen lassen, wenn genug Energie in der Zeit zur Verfügung steht, oder nur alle 4 bis 5 Tage bei täglicher Einschaltung rückspülen, was mir bei sauberem Atlantikwasser auch unbedenklich erscheint.

 

Atlantikpassage mit Energiemangel

Gut funktioniert sie, unsere Trink und Duschwasserquelle!

Nur: die leidige  Energiefrage. Wir haben uns schlicht weg verkalkuliert. Nicht wegen der Verbraucher, Kühlschrank, Tiefkühler, Autopilot, Navigation, Watermaker etc. alles war  bekannt und verbraucht so viel wie angekündigt und geplant( Der Watermaker zieht im Betrieb durchschnittlich 17 Ampere).

Auch die Kapazität der Solarpaneele ist mit theoretischen 400 Watt richtig üppig. Nur sind diese[ den halben Tag von den Passatsegeln jeweils ab

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Mittag verschattet, denn wir segeln nach Westen und die Sonne wandert von Ost über Nord just dorthin… Obendrein ziehen Wolkenfelder über den Himmel, spenden Schatten, das hatten wir auch nicht gebucht! Ja sogar einzelne Regenschauer begegnen uns auf dem Atlantik, völlig überflüssig, es ist doch schon alles überflutet und das Wasser wird doch an Land gebraucht…

Und dann ging uns auch noch der Zusatzgenerator an der Steuerbord-Maschine ein, neu eingebaut von der Volvo Fachwerkstatt in Kapstadt, „Southern Marine“, liebe Mitsegler, Hände weg von dieser Firma, nicht nur an dieser Stelle haben sie grandiosen Mist zu überhöhten Preisen gebaut!

Und um das Maß des Energie-Ungemachs weiter anzufüllen, hatten wir unseren Dieselvorrat sehr knapp kalkuliert, wir wollten das Schiff nicht so fürchterlich voll laden; schließlich haben wir den Watermaker ja auch wegen der Gewichtsersparnis gekauft! Die Standard Lichtmaschinen sind nicht so effektiv und um das Wasser in verschwenderischer Fülle zu genießen, müssten wir die Maschinen nun  recht lange laufen lassen, was –abgesehen vom Lärm- auch zu einem Treibstoffmangel führen könnte, Treibstoff den wir in brasilianischer Küstennähe möglicherweise dringender benötigen werden.

Also gehört zur Wasserfrage zwingend eine großzügige Energieantwort auch wenn die Anlage so energieeffizient arbeitet wie die von Aquagiv.

Wir werden, sobald es das Budget zulässt, einen zusätzlichen Windgenerator installieren sowie den Generator wieder einbauen-hoffentlich ist er zu reparieren! Und natürlich ab der nächsten Tankstelle den Stellenwert des Dieselvorrates über das schlanke Gewicht stellen, schließlich müssen wir keine Regatta gewinnen, sondern wollen unser Leben mit allen Sinnen genießen.

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Die Twiganauten

www.twiganauten.com


Technische Daten und Bezug

Komponenten und Montageschema

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Theor. Stromaufnahme        : 200 Watt bei 1500 RPM, Sicherung mit 25 Amp.

Verbrauch in Praxi               : 15-17 Ampere

Produktion                          :  30  Liter pro Stunde

Meerwasserdurchfluss         :  200 Liter pro Stunde

Rückspülzeit                       : ca. 2 Minuten        

Membran Typenbez.           :   SW- 2,5 21          

Bezugsquelle:

Aquagiv GmbH                          Website:  www.aquagiv.com

Heinrich Knote Str.3a

D- 82343 Pöcking

Tel : +49 891250900-1, Fax: +49 89 12509000-10