BETRIEBSOBJEKT - ZEITGEMÄSS UND OHNE RECHTEN WINKEL

velux

Autorin Helga Langer

Bevor man in die Naherholungsgebiete von Wien, in die schöne wellige Landschaft des Weinviertels eintaucht, ist die Brünner Bundesstraße flankiert von belanglosen bis hässlichen Betriebsbauten. Am nördlichen Stadtrand von Wien haben sich in den letzten Jahren viele Unternehmen mit großflächigen Nutzbauten angesiedelt. Da stellen sich die Fragen: Kann die zweckentsprechende Gestaltung eines Gewerbegebietes auch ansprechend sein? Dürfen, ja müssen Betriebsbauten hässlich sein? Heiligt der Zweck die Mittel?

Weiter nördlich, dort wo die Ebene des Marchfeldes in die sanften Hügel des Weinviertels übergeht, liegt  Wolkersdorf, eine moderne Kleinstadt mit Sinn für Tradition. Auch hier gibt es einen Wirtschaftspark in der exponierten Lage am Ortseingang, sozusagen als Visitenkarte des Ortes. Direkt neben der Brünner Bundesstraße, auf einem sehr werbewirksamen Platz, hat die Firma VELUX ein neues Betriebsobjekt hingestellt, ein Gebäude das zeitgemäß und einfach schön ist. Architekt DI Werner Zita hat das VELUX-Gebäude geplant. Er ist der Heimat verbunden, lebt und arbeitet im Weinviertel. Seit 25 Jahren plant DI Werner Zita unterschiedliche Bauwerke vom Spitalbau bis zur zeitgemäßen dörflichen Architektur. Aus der Mitarbeit bei der NÖ Dorf- und Stadterneuerung, der engen Verantwortung zum Kulturraum bei gleichzeitiger Koppelung an das Jetzt ergibt sich das endogene Prinzip des Gestaltens von DI Werner Zita, ein über die technische Gestaltung von Bauteilen und Gebäudekomplexen ausgedehnter Anspruch. „Dächer sind in der Kulturlandschaft des Weinviertels als dominantes und zusammenfügendes Element anzusehen“, so Zita, „die gestalterische Aufgabe besteht darin, zeitgemäße Architektur zu entwickeln, die mit ihrer gegliederten Dachlandschaft eine moderne Anknüpfung zur herkömmlichen Baukultur des Weinviertels zeigt.“

Die neue österreichische VELUX-Zentrale kann als eine gegliederte Dachlandschaft gesehen werden, die am Rande des Betriebsgebietes zum Grünland steht. Die Linienführung des Gebäudes durchbricht die Rechtwinkeligkeit und schließt an die wellige, doch geordnete Kulturlandschaft an. Der Baukörper ist der Höhenlage der Bundesstraße angepasst, sodass unter dem Gebäude eine Parkfläche geschaffen wurde, über der das Gebäude zu schweben scheint. Im Gebäude mit einer Gesamtnutzfläche von 1.750 m2 sind Büros, Schauräume und Schulungsräume auf zwei Ebenen prozessoptimiert untergebracht. Die Büros der Mitarbeiter liegen im Obergeschoß. Gäste, die Schauräume besuchen oder zu Schulungen kommen, werden im offenen Erdgeschoß empfangen. Mohr Steger Architektur hat die Innenraumgestaltung geplant und das Produkt „Dachflächenfenster“ in Form einer kantigen Skulptur ideenreich präsentiert. Vom Schauraum ist der Blick frei in den Himmel und nach allen Seiten offen. Dieser große, lichtdurchflutete Raum ist ein fühlbar praktisches Beispiel einer optimal umgesetzten Raumgestaltung durch Licht. Das Thema „Licht“ ist bei VELUX ganz zentral und die Lichtführung ein Teil der Architektur bei diesem Gebäude, das durch zahlreiche und vielfältige Fensteröffnungen Tageslicht in den Raum lässt, Einblicke, Ausblicke und Durchblicke gewährt. Jede Menge Tageslicht, das durch die Dachflächenfenster scheint, verleiht den Räumen eine freundliche und heimelige Atmosphäre. „Die Dachflächenfenster geben dem Gebäude ein angenehmes Raumgefühl, in dem man sich sofort willkommen fühlt“, so VELUX-Geschäftsführer Michael WALTER. „Unsere Gäste fühlen sich vom ersten Moment an wohl und kommen gerne wieder.“

Zeitgemäß gestaltet - perfekt kombiniert

Die Außenhülle des Gebäudes besteht überwiegend aus steil geneigten Dachflächen, die in sich gegliedert die regional üblichen Dimensionen des Weinviertels aufgreifen. Mit der Gestaltung und Materialwahl wurde ein Spannungsbogen geschaffen, der  einerseits dem Kulturraum des Weinviertels Tribut zahlt, andererseits einen innovativen Sprung zum Zeitgemäßen macht. Die Corporate Architecture des neuen österreichischen Schulungs- und Verwaltungsgebäudes von VELUX kommuniziert nonverbal die Werte des internationalen Anbieters von anspruchsvollen Dachfenstersystemen. Es ist eine eigenständige Architektur, die Zeichen setzt, die Identifikation mit dem Betrieb verstärkt. Die zeitgemäße Außenhülle aus dem hochwertigen und langlebigen Werkstoff  RHEINZINK®  zeigt den praktischen Einsatz von Dachflächenfenster und Corporate Identity. Genauer betrachtet haben die Hersteller der Hülle, die Unternehmen VELUX und RHEINZINK, viel an Gemeinsamkeiten. Beide global tätigen Unternehmen haben die Gestaltung und Nutzung des Daches revolutioniert, schaffen seit Jahrzehnten perfekte Lebensbedingungen unter dem Dach und stellen erstklassige, umfangreiche Serviceleistungen zur Verfügung. Qualität, Funktionalität und Ästhetik zeichnen beide Produkte aus, Verantwortungsbewusstsein gegenüber den Menschen und der Umwelt, Engagement und Gründlichkeit – diese Werte werden gelebt und damit zeitgemäße Produkte entwickelt.

Struktur und Materialität

Die beiden Werkstoffe RHEINZINK®-„vorbewittertpro blaugrau“ und Glas sind in charmanter Art verbunden. Einfach und klar strukturiert sind Fassade und Steildach, auffällig ist, dass es keine rechten Winkel gibt. Die traditionelle Weinviertler Bauweise ist durch Dächer gekennzeichnet, so auch dieses Gebäude, dessen Dachflächen eine Gliederung als Affinität zum Flur zeigen. Selbstverständlich werden die VELUX- Dachflächenfenster dezent in Szene gesetzt. Interessant sind die unterschiedlichen Strukturen der Außenhaut: der Längsgliederung durch die Winkelstehfalztechnik der steilen Dachflächen wird eine horizontale Lamellenfassade im Eingangsbereich und an den vertikalen Flächen gegenübergesetzt. Bei der Materialwahl für die Fassade war dem Planer Struktur und Materialität wichtig. Das Material für die Außenhaut musste sich in den Kulturraum des Weinviertels eingliedern, gleichzeitig den innovativen Sprung zum Zeitgemäßen schaffen. Es sollte kein Farbkanon sein, sondern das Prinzip der Vereinfachung in einer Materialität zeigen. Fassade und Dach, alles in einem Material, effektiv eingesetzt, die Unterschiedlichkeit sollte nur durch die Struktur gezeigt werden.

DI Werner Zita sagt dazu: „Als Planer reizte mich die Gestaltungsmöglichkeit durch die Vielfalt der Strukturen des Werkstoffs  RHEINZINK®.  Dass das Bauwerk sowohl auf Dauer geschützt ist und auch seine Schönheit dauerhaft bewahrt, ist gut und wichtig. Auf keinen Fall wollte ich Alu verwenden, da die Herstellung von Aluminium sehr energieaufwendig ist. Es ist für mich sehr interessant zu erfahren, dass RHEINZINK® einen sehr geringen Primärenergiebedarf und auch den geringsten CO2-Einsatz unter den Baumetallen hat.“  Diese herausragende ökologische Bilanz des Werkstoffes  RHEINZINK ®  ist lückenlos durch ISO 14025 Typ III dokumentiert.

Handwerkliche perfekte Umsetzung

Der RHEINZINK®-Qualitätsspenglerbetrieb  Ing. Hofer Ges.m.b.H. aus Wilfersdorf hat diese schöne Arbeit perfekt ausgeführt. Eine exakte Planung war Voraussetzung für die wirtschaftliche Durchführung. Es sollte doch so wenig Verschnitt wie möglich entstehen, dies bei der Tatsache, dass es an der Fassade keine rechten Winkel gibt. Die speziell für dieses Bauwerk werksseitig vorgefertigten Lamellen mussten genau nach Maß bestellt werden. Wie man am Gebäude gut erkennen kann, haben alle Lamellen unterschiedliche Längen. Kreative Überlegungen waren auch bei der Montage der langen Bahnen für das steile Dach gefragt. Dazu wurde eine fahrbare Montageplattform entwickelt, die flexibel dem Baufortschritt angepasst werden konnte. So war auch für den fachgerechten Einbau der Fenster eine gute Arbeitsbühne gegeben. Die VELUX-Dachflächenfenster sind in die Fassade mit der notwendigen Hinterlüftung perfekt spenglertechnisch eingebunden. Eine vom Zimmermann vorgefertigte hinterlüftete Holzriegelfassade war Basis für die Montage der  einzelnen RHEINZINK®-Scharen, die in Längsrichtung in traditioneller Winkelstehfalztechnik miteinander verbunden sind und an die Holzunterkonstruktion mittels Hafter befestigt wurden. Dabei wurde auf die materialbedingte Dehnung geachtet. In der Fensterflucht  wurden die sehr langen Bahnen geteilt. Die kräftige Betonung der Falze strukturiert die Fläche in Längsrichtung. Das gleiche Material,  RHEINZINK®-„vorbewittertpro blaugrau“, aber stark vertikal strukturiert, befindet sich an den senkrechten Außenwandflächen. Diese Lamellenfassade wurde vom Architekten gemeinsam mit den RHEINZINK-Technikern entwickelt. Die einzelnen Lamellen wurden aus einem 1,2 mm starken Blech geformt. Die Untersicht der Lamelle ist als Rautenlochblech ausgebildet, dadurch ergeben sich neben der Belüftungsfunktion auch interessante gestalterische Aspekte, die je nach Sichtwinkel variieren.

Die einzelnen Lamellen wurden auf eine Wandwinkelleiste montiert, sodass die notwendige Beweglichkeit und die Hinterlüftung gewährleistet sind. Auch eine effiziente Wärmedämmung aus Flachs findet hinter der Metallfassade Raum.

Eine gute Planung war der Schlüssel für die perfekte Ausführung und den zügigen Bauablauf. Architekt DI Werner Zita ist voll des Lobes über die gute Arbeit der Qualitätsspengler, die sich durch einen perfekten Bauablauf, gute Lösungen und sorgfältige spenglertechnische Ausführung auszeichnete. Nachhaltiges Bauen, eine lange Lebensdauer ist von der Planung und den eingesetzten Materialien abhängig, besonders aber auch von Verarbeitung.

Das neue VELUX-Gebäude, ist ein Betriebsbau, der zeitgemäß Akzente setzt und sich durch Form und Material in die Landschaft integriert. Die Hülle ist Corporate Architecture, Wetterschutz und Energielieferant, zusätzlich bietet der Werkstoff RHEINZINK®-„vorbewittertpro blaugrau“ auch Schutz vor Blitz und Elektrosmog.  Architekt DI Werner Zita schätzt im Besonderen die vielfältigen Gestaltungsmöglichkeiten des nachhaltigen Werkstoffes.