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Wale, Wasserfälle, Untiefen

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„ Er und sie singen gemeinsam, schlagen Kapriolen auf der Gischt, zappeln mit hochgewandtem Bauch, wälzen sich, verschwinden, tauchen erneut     auf, verschwinden wieder, schießen, sich wälzend und einander umarmend in die Tiefe. Und dort lieben sie sich so heftig, dass sie nicht mehr an sich halten können.  Dicht ihm zugewandt bestaunt die Walin den großen farbigen Pfeiler, der wie ein Maibaum aus seinen Hautfalten aufragt, die Falten des Weibchens erblühen in pulsierendem Rot, Purpur, Weiß und Violett. Und so – ein Meerbeben das die Wellen aufwühlt, ein Felsbuckel, der mitten in der Bucht auftaucht, ein Wasserkamm der tausendfach flimmert- brechen sie diesmal gemeinsam aus der Tiefe des Meeres empor, Gesicht an Gesicht geschmiegt und umschlungen, ihre Lieder verwandelt zu Aufschrei und Gelächter und ihre Dampfkränze zitternd von neuen Tropfen.“

J.U. Ribeiro beschrieb so 1984 die Liebe der Buckelwale, die sie im Juli/ August an die Küste Brasiliens treibt, wo sie sich um nichts anders kümmernd ihrem Liebesspiel hingeben. Schon aus weiter Entfernung sehen wir die Fontänen aufspritzen, dann taucht ein Paar fünfzig Meter neben der dahin rauschenden TWIGA auf, er springt aus dem Wasser, lässt sich mit einer mächtigen, gischtenden Welle neben das Weibchen fallen, die hellen Bäuche schimmern, die gewaltigen Flossen sicheln durch die Luft, wir hoffen nur, dass die beiden in ihrer offenkundigen Begeisterung nicht aus Versehen auf die Twiga plumpsen. Drei weitere Male noch sichten wir in den nächsten zwei Tagen Wale, jedoch weiter entfernt, einprägsam war die nahe, die enge  erste Begegnung mit diesen Meeresriesen an der brasilianischen Küste.

Seit dem Morgen am 7.7.2011 sind wir wieder unterwegs, haben  Caravelas verlassen, wollen nach Norden in die Bahia do Camamu.

Der Südosten Wind kommt kräftig pustend daher, mit der Ebbe laufen wir aus, der Ebbstrom unterstützt uns um im engen Fahrwasser  durch die   Barre  auf den offenen Atlantik zu gelangen. Rote und grüne befeuerte Fahrwassertonnen kennzeichnen die Rinne; nur wenige Meter außerhalb des Tonnenstriches wird es seicht,  ein oder zwei Meter Wassertiefe nur; die Wellen des Atlantiks brechen sich neben dem Fahrwasser wenige Meter neben dem Schiff mit gischtendem Getöse.  Hohe steile Wellen türmt der kühle Wind  vor uns auf, Wellen die häufig zu Brechern werden und das Schiff jedes Mal ausbremsen: die Fahrrinne verläuft genau gegen den Wind. Nach drei Meilen und über eine Stunde Gegenanfahrt unter Maschine sind wir endlich draußen, die Genua kommt hoch und die Twiga galoppiert mit sieben Knoten Fahrt nach Norden. Jan ist schon gestern Abend ausgelaufen. Wir kommen schneller voran als ursprünglich gerechnet denn der Wind hält sich mit 25 Knoten Geschwindigkeit; wir würden mitten in der Nacht vor der Einfahrt in die Bucht von Camamu eintreffen  und so entschließen wir uns

In Ilheus zu übernachten. Mit der letzten Dämmerung gehen wir vor dem Yachtclub  am nördlichen Strand vor Anker, Jan ist auch dort für eine Schlafpause.

Ilheus, eine Stadt des Kakaos, jedenfalls vor hundert Jahren.

 Alte Bürgerhäuser, Stadtpaläste, die auch in Paris stehen könnten, eine leuchtende Kathedrale, drum herum winklige Gassen, ein gewundener Fluss.

 Im Fluss lag früher der Hafen sehr geschützt, die Flussbarre zum Atlantik hin ist jedoch abschreckend, bei Ebbe kaum passierbar. Bis nach Camamu  sind es noch ca. hundert Meilen; in der Nacht hätten wir aufbrechen müssen um das Ziel bei Tageslicht zu erreichen, also schlafen wir aus und machen einen Stadtbummel, kaufen etwas ein, nur wenig , denn die Stadt ist im Inneren an diesem Sonntag leer, Geschäfte dicht, doch in den Wohnvierteln  wird auf der Straße gelebt, gespielt und getratscht. Auf einem Platz hat ein junger Mann  seinen roten PKW geparkt, die Heckklappe geöffnet, dahinter dröhnt eine breite Lautsprecherbatterie. Der kleine Platz mit seinen Besuchern hat seine Disko. Er lächelt breit und stolz, seine Freundin ist beeindruckt, die Nummer zieht. Kinder rennen auf der Straße, spielen fangen,  Mädchen sitzen in einer Gruppe auf den Stufen, ziehen ihre Barbie Puppen an und aus, tauschen Puppen Klamotten.

Die Häuser der Stadt sind bunt bemalt, kräftige Farben herrschen vor, die alte Bausubstanz manchmal gepflegt, häufig heruntergekommen, jedoch – noch – vorhanden, hoffentlich wächst das Bewusstsein für den Wert dieser Substanz schneller als der Zerfall es den künftigen Generationen raubt.

 Ein Sicherheitsproblem scheint die Stadt auch zu haben, denn die Mauerkronen sind allenthalben mit scharfem Glasbruch versehen, die Hauszugänge und ebenerdigen Fenster vergittert, Hunde zur Abschreckung schauen durch die Zäune, scheinen allerdings eher froh zu sein wenn sich ein Passant mal freundlich um sie kümmert. Eine dralle junge Frau geht vor uns den Hügel herunter, Küsschen hier und dort, ein schneller Wechsel von einer kleinen Ware,  ärgerliche Ablehnung an anderer Stelle, ein Dealerin.

Der Yachtclub überblickt die Nordbucht, wir sind die einzige Yacht, die zur Zeit dort liegt, die Marina Do Brasil, die auch als Hafenpolizei fungiert, kommt im Schlauchboot  vorbei und möchte, dass wir im Büro einklarieren. Als wir dort angelangen ist das Büro geschlossen, außerdem ist Sonntag, also verzichten wir frohen Sinnes auf die Bürokratie.

Der Yachtklub hat einen schönen Pool mit einem Neptun aus Beton, dessen muskulöse   Stärke den Männern hier eher ein Vorbild sein sollte. Wohlhabende Menschen gehen hier ein uns aus, ein wenig rundlich-schlapp, anders als die Fischer und Mangrovenbewohner, die fit und drahtig in ihren Einbäumen durch die Kanäle paddeln.

 Wir nutzen den Luxus der Duschen und das Internet einige Stunden bevor wir wieder an Bord gehen, denn in der Nacht gegen 04:00 müssen wir Anker auf gehen um Camamu noch bei Tageslicht zu erreichen.

Einem farbenprächtigen Sonnenaufgang folgt ein sonniger Segeltag, Südwesten Wind  und mit fünf bis sechs Knoten Fahrt kommen wir gut voran. Am frühen Morgen sichten wir wieder Wale, allerdings nur  deren Blasfontänen in ca. zwei Meilen Abstand. Ansonsten arbeitet der Autopilot,

auf dem Bugkorb kann man meditativ in die Sonne schauen, es ist warm und die Segelführung verursacht nur wenig Arbeit.

Gegen 17:00 laufen wir  ein, mit dem letzten Tageslicht fällt der Anker auf 5 Metern Tiefe im kleinen Rio Saphino  an der Südseite der Ilha Campinho. Zwei Yachten liegen dort, eine französische Amel und ein Spanier mit zwei Männern an Bord. Am Ufer stehen Mangroven,  über zwei Sandbänken wachsen Palmen, deren Kronen von dem meist starkem Südostwind  zerzaust sind. Am Ufer sind einige Anlegestege zu sehen, dahinter Pousadas mit Bar und Restaurant, die Insel samt der Barra Grande ist ein Touristengebiet. Jedoch sind im Unterschied zu Europa die Pensionen  dünn gesät, Straßen gibt es nicht, nur Pfade, der Verkehr wird mit Booten abgewickelt und die Besucherzahlen sind gering, alles sehr naturnah. Der Anfang der weiten und verzweigten Bucht  ist gut kartographiert, jedoch in der weiteren Tiefe fehlt jedes Kartenmaterial. Rolf hatte uns eine Liste mit Wegepunkten gegeben, die durch diese von Sandbänken und leider auch von  Felsenriffen durchzogener Bucht leiten sollen.

Die gesamte Küste wird von niedrigem Regenwald bedeckt, der nahtlos in die Mangroven übergeht, durch die sich Flüsse und Meeresarme winden, fließende Übergänge von Land zu Fluss zu Meer.  Und sehr häufig startet Petrus die Aktion: „rettet den Regenwald“ ,dann wird es grau und verhangen, der Regen kommt in tiefen bleigrauen Wolken daher, gottlob meist nur ein paar Stunden, nachts und vormittags ist es hier am feuchtesten.  Der Mittag und der Nachmittag sind eher sonnig-trocken und im Übergang schillern  dann weite Regenbogen über dem niedrigen Land.

In dieser Gegend wird noch traditioneller Bootsbau betrieben, ja sogar die beliebten Einbäume werden noch hergestellt, nicht nur zum Paddeln sondern auch ausgestattet mit Mast und Luggersegel. Nur für wenige dieser Segler scheint dies ein Hobby zu sein, die meisten haben Netze oder andere Nutzlasten an Bord.

Die Fahrt tiefer in die Bucht hinein ist trotz fehlenden Kartenmaterials recht einfach, der breite Fluss und fast überall ausreichend Wassertiefe machen die Navigation leicht. Der Fischreichtum wie in Nova Vicosa ist hier nicht zu finden, kleine Fische, kleine Boote, kleine Fischer. Viele paddeln ihre Einbäume langsam durch das Wasser, wenn sie gegen die Tide an müssen  nahe am Ufer im Flachen, wo fast keine Strömung herrscht. Einige wenige haben einen Außenborder   typischerweise  luftgekühlte  fünf PS Maschinen, deren Achse in eine lange Stange mündet, die schräg nach hinten raus flach ins Wasser führt, damit können sie auch noch über Pfützen fahren.

 Fünfzehn Seemeilen südlich von unserem Ankerplatz liegt das kleine Städtchen Marau an einen Hügel geschmiegt, zwei große Kirchen zeugen von vergangener Bedeutung, der Platz vor der Hauptkirche wird in Stufen zum Ufer hin  aufgebaut und die Stufen sind mit farbenfrohen Fresken  bemalt.

Gegenüber der Stadt liegt an einem Steg eine knallrote Ketsch, sie macht einen seetüchtigen, jedoch etwas verlassenen Eindruck; sie gehört einem deutschen Ehepaar, das vor 14 Jahren hier auf der Durchreise ankam, erzählt uns Shirley später. Shirley ist schon seit einem Monat hier; als wir auf die Stadt zusteuerten war ihre knallgelbe „Speedwell of Honkong“ schon von weitem zu sehen. Natürlich war dann der erste Abend dort  ein gemeinsamer bei uns am Bord.

Die Stadt ist farbenfroh, enge Gassen, von den Hügeln ein weiter Blick, wenige Autos, Reiter, viele Kinder und überall Wäsche auf der Leine oder über den Zaun gehängt. Unten an der Uferstraße einige kleinen Lokale, und ein Getränkegroßhandel in dem wir drei Paletten mit Bier, Soda und Limo  erstehen, die uns zum Anlegesteg  geliefert werden. Das Lieferauto ist ein Lastenanhänger, der auf ein Herkules Motorrad montiert wurde, recht praktisch denn die Gassen lassen einen Lastwagenverkehr eh nicht zu.

Einige Pousadas gibt es noch, der Ort ist als  „Geheimtipp“ auch von Europa aus für viel Geld zu buchen, wovon hier jedoch nichts zu merken ist. Die vorgelagerte Halbinsel auf der Marau steht ist an dieser Stelle drei Meilen breit, dann ist die Atlantikküste erreicht, ein Weg den wir jedoch nicht nehmen.

Die Hügel, die die Halbinsel bilden, bestehen zum Teil, insbesondere an der Atlantikküste, aus Sand, jedoch auch aus tonigen und Mineralstoff reichen Erden und Lehmen, die an den Steilufern farbig schimmern. In Wasser zerrieben sind sie von fein-seifiger Konsistenz und sollen auf der Haut wahre Wunder wirken. Sie erinnern uns lebhaft an die Farben im  Mineralien Tagebau auf Milos.

Der Rio Marau vermischt sich mit dem Brackwasser der Bucht  am Fuße eines Wasserfalls dicht bei dem Örtchen Tremembe weiter flussaufwärts. Die Navigation dorthin ist etwas schwieriger,  Schlammbänke und zwei Felsriffe liegen am Weg, aber mit dem geringen Tiefgang der TWIGA haben wir damit auch keine Probleme, die Felsriffe sind bei halber Tide  gut sichtbar. Kurz vor dem Wasserfall wird es jedoch selbst für uns zu seicht, bei 80 cm Wassertiefe auf dem Lot bleiben wir stecken. Der Küstenführer von M. Balette stellt noch dar, dass die Passage auch an dieser Stelle möglich ist doch diese Infos sind schon über 5 Jahre alt und die Verlandung schreitet hier schnell voran.

Also  Ankern wir in etwas tieferem Wasser und fahren mit dem Dingi die verbleibende Meile bis zum Wasserfall.

Von dreißig Metern Höhe und in fünfzehn Metern Breite fällt der Wasserfall über zwei Stufen in die Bucht. Runde ausgewaschen Felsen, tiefe Löcher, kleine Pools bilden ein abwechslungsreiches Bild. Ein Einheimischer, Ronaldo, kam gerade mit seiner Frau und dem Boot zu Besuch des Wasserfalls, er kennt all die Eigenheiten z. B. ein tiefes Loch in dem man trotz reißendem Wasser drum herum  wegtauchen kann, einen kleinen Wasserfall hinter dem man stehen kann, nur wenige cm vor der eigenen Nase fällt das Wasser mit Macht herunter. Weiter oben dämmt eine alte Mauer den Fluss, sie leitete früher das Wasser auf eine Sägemühle und eine Dynamostation, die von einer Kautschukplantage betrieben wurden. Die Ruinen der Anlage sind inzwischen vom Regenwald wieder überwuchert, die Natur holt sich hier blitzschnell verlorenes Terrain wieder. Die Kautschukbäume, jetzt 60 bis hundert Jahre alt, imponieren durch hohe narbige Stämme und ihre farbigen Rinden mit Rot, Blau und grauen Tönen neben denen Braun und Grün  ebenfalls schimmern.

Ein Restaurant gibt es auch, der Wirt spricht sogar Deutsch, sein Großvater kam aus Hamburg. Seine Frau ist Psychiaterin, doch seit 5 Jahren leben sie hier weitab von der Zivilisation.

Mit Ronaldo, 45 Jahre alt  fahren wir Tremembe, einem kleinen   Fischerort, er ist dort als Zimmermann tätig. Seine Frau, Rosa, hat vier Kinder die älteste ist 12 Jahre  alt, sie selber erst 25 und die Kinder sehen sehr unterschiedlich

 aus, nur der jüngste ist Ronaldo  wie aus dem Gesicht geschnitten. Seit  fünf Jahren leben sie zusammen. Rosa sagt, dass sie französisch spricht, sie habe dies in  der Stadt gelernt bei einer Familienanstellung, nun, ein Sohn ist ein blonder Krauskopf… ihr Französisch ist für uns allerdings noch schwerer zu verstehen als ihr Portugiesisch doch irgendwie klappt das Palaver ganz vorzüglich. Im Ort scheint Französisch gleichbedeutend mit ausländisch zu sein, denn uns begrüßen die weltgewandten Dörfler mit einem fröhlichem „Bon Jour“ und sind entzückt wenn ähnliche Laute zurückklingen.

Beim Ort gibt es noch einen kleinen anderen Wasserfall und Rosa zeigt uns die Stellen an denen die Dorffrauen auch heute noch jeden Freitag zusammenkommen um im Fluss auf den rundgewaschenen Felsen die Schmutzwäsche der Woche zu waschen. Die Schule ist gerade aus und Kinder in sauberer, farbenfroher  Kleidung beleben die Straßen, kleine Läden in denen manchmal nur eine Hand voll unterschiedlicher Artikel angeboten werden haben geöffnet. „Und ist der Handel noch so klein so bringt er mehr als Arbeit ein!“ So hofft man halt eben.

Ronaldo, Rosa und die Kinder kommen am nächsten Morgen zur Twiga auf Besuch.

Noch weiter flussaufwärts verzweigt sich das Gewirr von Wasserwegen zwischen den Mangroven immer mehr, der reinste Irrgarten, in dem man sich leicht verlieren kann. Auf dem Hauptarm fahren wir mit dem Dingi hoch bis es  dort selbst für unsere Gummiente zu seicht wird,  auf eine Anhöhe stehen Kokospalmen, das „Fallobst“ hacken wir mit der Machete auf, eine Aktion die meine geliebte und zerschlissene Shorts zerreißen lässt, Reparatur ausgeschlossen. Die Kokosmilch ist jedoch köstlich erfrischend und das Fruchtfleisch  bereichert später unser Abendessen.

Eine mondhelle Nacht, mal keine Wolken, auf dem glatten Wasser spiegelt sich das  nächtliche Licht.

Drei Nächte sind wir auf dem Fluss in der Nähe des Wasserfalls vor Anker, dann zieht es uns weiter, wir möchten gerne Camamu besuchen und es ist Samstag, da soll doch der große Markt stattfinden.

Eine ruhige Fahrt flussabwärts, die Tide passt, wir fahren an Marau vorbei, Shirley liegt noch vor Anker aber scheint nicht an Bord zu sein, Fischerboote beleben den Fluss.  Die Ansteuerung des Flussarmes der nach Camamu führt, ist schon etwas schwierig, sie führt über ein trügerisch breites offenes Wasser unter dessen Oberfläche zahlreiche Untiefen liegen. Doch wenn man den Wegpunkten und den einheimischen Booten folgt  kann soweit nicht fehlgehen. Und Boote sind heute am Markttag reichlich unterwegs.

Dann verengt sich der Fluss, die Fahrrinnen ist nur mehr  wenige Meter breit  und die restliche Flussbreite selbst für uns zu seicht, um dort zu ankern. Abenteuerlich wird die Fahrt in der Hafeneinfahrt: drei Sand-, Kies- und Felsriffe liegen hintereinander gestaffelt, bei Ebbe sichtbar, bei Flut gerade überspült, zwischen denen die Boote im Slalom hindurch müssen, ohne dass auch nur ein Seezeichen den Weg weisen würde. In der letzen Kurve ist es so eng, dass keine zwei Boote nebeneinander passieren können, eins muss auf das andere warten, nur das wissen wir nicht und bemerken dies erst als es unter unseren Kielen beim Ausweichmanöver hässlich knirscht und wir für eine viertel Stunde festsitzen bis uns die Flut um die kritischen Zentimeter wieder anhebt. In der Zwischenzeit ziehen die einheimischen Boote vorbei und wir bekommen viele freundschaftliche Tipps in welche Richtung wir fahren sollten, alle meinen wir sollten nach backbord und das tun wir dann auch sobald die Twiga wieder frei kommt.

Im Hafen geht die Slalomfahrt weiter zwischen zahlreichen vermoorten Booten, die meisten sogar an Heck und Bug vermoort, da zu schwojen null Platz ist. Dazwischen zu Ankern ist unmöglich, aber – Hoffnung kommt auf  - hinter dem Anlegesteg für die Ausflugsboote flussaufwärts  gibt es Platz, da könnten wir mit Buganker und Heckleine  festmachen. Also schlängeln wir uns voran bis von Land eine aufgeregte Stimme zu uns rüber ruft, nur verstehen wir nix. Doch in der Gestik liegt die eigentliche Mitteilung: Eine dünne Hochspannungsleitung, gegen die nachmittägliche Sonne von uns nicht wahrgenommen, versperrt den Weg, einige Meter tiefer gespannt als der Mast der Twiga in die Höhe ragt. Beide Maschinen  voll retour und wenige Meter vor den Drähten stoppen wir endlich auf. Platz um groß zu manövrieren ist auch nicht, doch mit beiden Maschinen können wir auf dem Teller drehen, was uns einige bitter benötigte Sympathiepunkte beim einheimischen Fachpublikum einbringt. Danach verzichten wir darauf einen Liegeplatz im Hafen zu finden  und verlassen ohne für weiteres Hafenkino zu sorgen diese  Stadt, die vom Wasser aus hübsch anzuschauen ist, mit ihrer Kathedrale auf dem Hügel, den älteren Bauten am Hafen, der Kaimauer und den viele kleinen Geschäften. Außerdem ist der Markt eh schon vorbei, die Boote verlassen Camamu in einem stetigen Strom, dem wir uns anschließen um kurz vor Sonnenuntergang  wieder dort vor Anker zu gehen wo wir die Reise durch die Bucht vor einer Woche begonnen hatten.